Die Kommandeuse
Ein Stück von Gilla Cremer
PREMIERE: 27. AUGUST 2022
PERFORMANCE FESTIVAL POTSDAM Autorin Gilla Cremer Ilse Koch Bo-Phyllis Strube REGIE DONNIE GONZALEZ Regieassistenz Theresa Bommer |
Performance.
Fotograf: Tom Stelter
„rieche es wieder. Es kommt durch die Ritzen. verstehe das nicht. Die Leute aus Erfurt haben gesagt, dass man nichts riecht. “Absolut geruchlos, gnädige Frau”. versteh' Karl nicht. Ab neun ist doch dicht, und plötzlich arbeiten die die ganze Nacht. Geht nicht. Machen wir es so: Bei Ostwind verboten.“
Mehr als 65.000 Menschen sterben im Konzentrationslager Buchenwald unter der Führung Karl Kochs. Nach Kriegsende enthüllt sich das gesamte Grauen des Lageralltags in den Prozessen des Militärgerichts Dachau: In über 1.500 Zeugenaussagen sagen ehemalige Häftlinge gegen die Frau an Karl Kochs Seite aus, die als „Kommandeuse“ und „Hexe von Buchenwald“ betitelt wird. Ilse Koch selbst leugnet, versteckt sich hinter ihrer Rolle als Mutter und als Ehefrau des Lagerkommandanten. Die künstlerische Aufarbeitung dieser Figur zeigt das fragmentarische Psychogramm einer Täterin in Nazideutschland, das nicht den Anspruch hat, eine historische Rekonstruktion zu sein. Vielmehr geht es um neue Perspektiven, die Rechtsextremismus nicht ausschließlich als Männer in Uniform begreifen. Der Fall Ilse Koch führt uns eine menschliche Katastrophe vor Augen: Was passiert, wenn Geltungsbedürfnis zur Machtobsession in einer selbstorientierten Welt wird und alles Recht aushebelt? „(…) eine Armee von jungen Leuten mit ausgestrecktem rechten Arm, nicht zum Führergruß, sondern um das eigene Gesicht mit dem Smartphone aufzunehmen.“ — Juli Zeh "Was schön gewesen ist, wurde besudelt, was wahr gewesen ist, wurde niedergeschrien von der Lüge." — Klaus Mann |